Das Manifest 2010
der
Philosophie lebender Systeme

 Das Bogenschießen

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Biograhisches

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Der Maikäfer

D
Zur Zivilisation

Die Bedeutung des Nuckels

 

Die Theorie des Bogenschießens

von
Rudi Zimmerman

Zusammenfassung

Der Bogenschütze gibt dem Pfeil einen Impuls und kann seinen Flug, der nunmehr durch weitere Kräfte (Wind usw.) beeinflusst wird, nicht mehr korrigieren. Unterschiede im Erfolg von Bogenschätzen könnten theoretische dadurch erklärt werden, dass der Mensch über ein Sensorium verfügt, das es ihm erlaubt, Änderungen von Naturkräften, z.B. des Windes, über einen gewissen Zeitraum unbewusst vorherzusehen. Diese Theorie könnte durch eine Pfeilabschussmaschine überprüft werden, deren Programm keine derartigen unbewussten Daten enthalten kann. Die PhilS (Philosophie lebender Systeme) schlägt daher einen Wettbewerb zwischen einem Bogenschützen und einer Pfeilabschussmaschine vor. Würde der lebende Bogenschütze gewinnen, wäre das der Beweis für eine geistige Verbindung des Menschen mit der ihn umgebenden Natur, die es gestattet, Änderungen von Naturkräften abzuschätzen oder zu beeinflussen.


 

Zunächst einmal ist der Bogen des Schützen ein körperexterner austauschbarer Effektor des Systems Mensch, hier des Bogenschützen. Der Schütze peilt ein Ziel an, spannt den Bogen und lässt die Sehne des Bogens irgendwann los. Damit hat er dem Pfeil einen Impuls bestimmter Kraftgröße und Richtung gegeben und sein Werk ist beendet. Ab diesem Moment ist der Pfeil sich selbst überlassen und ist ein stabförmiges materielles Objekt, das vom Körper des Schützen getrennt ist und sich durch den Luftraum bewegt. Der Pfeil als solcher verbleibt natürlich im Eigentum des Schützen und ist ein von seinem lebenden Körper getrennter Teil des Systems Mensch "Bogenschütze". Er führt einen Teil der Kraft des Bogenschützen mit sich, ist nun aber der Einwirkung weiterer Kräfte ausgesetzt.

Als erste Kraft wäre die Gravitationskraft zu nennen. Diese wirkt ständig in die gleiche Richtung, nämlich in Richtung Erdschwerpunkt. Sie bewirkt, dass der Pfeil nicht geradeaus fliegt, sondern irgendwann auf der Erde landen würde, wenn sich ihm nicht unterwegs ein Widerstand entgegensetzen würde, hier das Ziel genannt.

Je mehr Masse der Pfeil hat (je höher sein Gewicht ist), desto stärker verändert die Gravitation die Flugrichtung und verkürzt damit die Aufenthaltsdauer des Pfeils in der Luft.

Neben weiteren Kräften (Luftwiderstand und Reibung), die ich vernachlässigen möchte, komme ich nun zur der entscheidenden Kraft, die nämlich im wörtlichen Sinn letztlich darüber entscheidet, ob der Pfeil im Ziel landet. Während der Dauer des Fluges befindet sich der Pfeil im Luftraum, und dieser Luftraum befindet sich nie im Zustand absoluter Ruhe.

Die Bewegung des Luftraums, die im allgemeinen als Wind bezeichnet wird, trifft also die letzte Entscheidung.

Der Schütze kann lediglich die Einwirkungszeit verkürzen, während der die Luftbewegung die Flugbahn des Pfeils verändert. Je leichter der Pfeil ist, desto schneller fliegt er bei gleichem Kraftaufwand des Schützen. Allerdings setzt der Pfeil der Windeinwirkung auch seine Trägheit entgegen. Die Trägheit ist bei einem schwereren Pfeil größer, so dass die seitliche Ablenkung des schwereren Pfeils geringer ist.

Der Pfeil mit der größeren Masse hat also eine größere Ablenkung nach unten in Richtung Schwerpunkt der Erde, aber eine geringere seitliche Ablenkung. Bei gleichem Kraftaufwand des Schützen ist seine Fluggeschwindigkeit jedoch geringer, so dass die Einwirkungszeit des Windes zwischen Beginn des Fluges und erreichen des Ziels länger ist, wodurch sich die seitliche Abweichung im Flug länger auswirkt.

Das ließe sich mathematisch sehr genau beschreiben, so dass sich die Flugbahn theoretisch berechnen ließe, wenn man den Anfangsimpuls der Pfeils mit seiner Richtung, die Schwere des Pfeils (Gravitationskraft) und die Windrichtung kennen würde. Statt des Schützen könnte man eine Apparatur zum Abschießen des Pfeils aufstellen, also die Beine des Schützen durch ein Stativ ersetzen, seine Augen durch zwei optische Sensoren ersetzen und seine Arme durch eine mechanische Spannvorrichtung. Der Apparat würde durch einen Computer gesteuert werden und die Güte der Software würde theoretisch über den Erfolg entscheiden und nicht mehr die sportliche Leistung des Schützen.

Da stellt sich nun die Frage, worin diese sportliche Leistung eigentlich besteht.

Die eine Seite der Voraussetzungen sind die sensorischen Fähigkeiten, also das genaue sehen, die andere Seite sind die effektorischen Fähigkeiten, also die Stärke der Krafteinwirkung und die Zielsicherheit, also die Ruhe beim Abschuss. Bei einem computergesteuerten mechanischen Abschussapparat wäre wahrscheinlich die absolute Ruhe beim Abschuss gewährleistet, während beim Menschen nie ein Zustand absoluter Ruhe, natürlich immer nur verstanden als relative Ruhe, also Bewegungslosigkeit zwischen Abschusspunkt und Zielpunkt, nie hergestellt werden kann.

Man könnte also zu dem vorläufigen Schluss kommen, dass diese Ruhe beim Abschuss letztlich darüber entscheidet, ob der Pfeil ins Ziel kommt oder es verfehlt. Und aus diesem Grund erspart man sich auch die Mühe, Pfeilabschussmaschinen anstelle des Menschen einzusetzen, weil dann die Schussergebnisse gleich wären.

Das wäre jedoch ein Fehlschluss.

Der aufmerksame Leser wird sich erinnern, dass ich neben der Kraft des Schützen und der Gravitationskraft anfangs bereits eine dritte Kraft als die wesentliche bezeichnet habe, nämlich die Kraft des Windes, die während der Bewegung des Pfeils durch den Luftraum wirkt.

Und dies ist nun eine Kraft, die spontanen Wechseln unterliegt. Deshalb kann immer nur die Ausgangswindrichtung und –Stärke, also deren Werte im Moment des Abschusses, bestimmt werden, gleichgültig, ob diese Windstärke und Windrichtung vom Menschen ermittelt wird oder von Apparaturen, deren Ergebnisse in die Pfeilabschusseinrichtung eingegeben wird.

Es bleibt in jedem Falls dabei, dass die spontanen Änderungen des Verhaltens des Luftraums über das Ergebnis des Flugs, also den Treffer, entscheiden.

Diese Überlegungen münden in die Frage, was die Qualität des Bogenschützen ausmacht.

Angenommen, es treffen sich Bogenschützen, die alle über gleiche sportliche Voraussetzungen verfügen, also gleich stark und gleich ruhig beim Abschuss sind und die mit demselben Bogen schießen. Gewinnen würde dann der Schütze, der die Flüge seiner Pfeile während ihres Aufenthaltes im Luftraum am besten vorausberechnen kann. Um diese Rechenaufgabe zu lösen, benötigt er aber nicht nur die Kenntnis seiner Kraft, die Kenntnis seiner Pfeile, vor allem deren Gewicht und ihres Verhaltens bei Windeinwirkung, sondern es wäre von großem Vorteil, wenn er die Änderungen der Luftbewegungen während der Flugdauer voraussehen könnte. Ein Gespür für den Wind und sein Verhalten in naher Zukunft, oder ein Sensorium für die Umwelt würde über den Sieg entscheiden.

Über ein derartiges Sensorium verfügen möglicherweise Pflanzen für den Zeitpunkt, zu dem sie im Frühjahr beginnen, Knospen zu bilden, oder auch Samen, die zum richtigen Zeitpunkt aufgehen. Ein derartiges Sensorium wäre nicht etwa etwas Mystisches, sondern es wäre ein Organ, das in der Lage ist, bestimmte Erfahrungen über das Wetter, vielleicht Parameter wie Temperatur, Windgeschwindigkeit, Wolkenbewegungen oder ähnliches und deren Veränderungen zu speichern und die Werte der Vergangenheit mit denen der Gegenwart zu vergleichen. Aus einem derartigen Vergleich von Veränderungen (also Bewegungen) der Vergangenheit könnten zumindest Wahrscheinlichkeitsaussagen über die Veränderungen in absehbarer Zeit gemacht werden. Es würde also der Schütze gewinnen, der bessere Wahrscheinlichkeitsaussagen über die Veränderungen des Luftraums während der Zeit des Fluges machen kann. Diese Theorie nenne ich die Voraussage-Theorie. 

Eine andere Erklärung für die Treffsicherheit eines Schützen, nämlich die, er könne die Veränderungen des Luftraum sogar – z.B. mittels seines Willens  beeinflussen, kann theoretisch auch gegeben werden. Dies würde bedeuten, er bräuchte gar nicht genau zu zielen, sondern müsste den Pfeil nur abschießen und könnte dann über eine Manipulation des Windes den Flug so beeinflussen, dass der Pfeil im Ziel landet. Er könnte sogar bewusst in eine "falsche" Richtung schießen und der Pfeil würde dennoch seine Flugbahn wie gewünscht ändern und im Ziel landen. Dies wäre die Beeinflussungstheorie.

Diese beiden Theorien, nämlich die Voraussage-Theorie und die Beeinflussungstheorie, könnte man wissenschaftlich falsifizieren oder verifizieren.

Die Verifizierung der Beeinflussungstheorie wäre leicht möglich. Man benötigte lediglich einen Bogenschützen, der meinte, den Flugverlauf seines Pfeils beeinflussen zu können. Schösse er seinen Pfeil in eine Richtung ab, in der das Ziel nicht steht, und der Pfeil änderte seine Richtung und träfe ins Ziel, wäre die Theorie verifiziert.

Die Verifizierung der Voraussage-Theorie wäre sehr viel aufwändiger. Man müsste eine Schießvorrichtung konstruieren, die ebenso gut schießt, wie ein lebender Schütze. Ja sie schösse im Idealfall theoretisch sogar besser, weil sie den Vorteil der absoluten Ruhe im Abschuss hätte.

Wenn diese Pfeilabschussmaschine in einem Wettbewerb gegen einen Bogenschützen, also ein System Mensch, das sich auf Bogenschießen spezialisiert hat, verlöre, wäre bewiesen, dass der Mensch über die Fähigkeit verfügt, spontane Änderungen des Luftraums vorherzusagen.

Wenn es zu einem derartigen Wettkampf käme und das Wetten erlaubt wäre, würde die Philosophie lebender Systeme, vertreten durch meine Person, ihren Einsatz auf den lebenden Schützen setzen.

Dies aus folgendem Grund:

Erstens gibt es eine derartigen Fähigkeit in der Natur, über die offensichtliche Pflanzen in besonderer Weise verfügen. Pflanzen sind die ersten Lebewesen, aus ihnen haben sich Tiere entwickelt. Die genetisch gespeicherten Programme, die eine derartige Fähigkeit programmieren, sind nach Ansicht der Philosophie lebender Systeme daher auch Teil der tierischen Verhaltensprogramme, die der Mensch geerbt hat. Bereits die "Bauernregeln" belegen, dass Wettervorhersagen in einfacher Form möglich sind.

Zweitens werden im Verlauf der Evolution nicht Genetische Programme selektiert, sondern es werden Verhaltensweise selektiert, die aus ihnen resultieren. Objekt der Selektion ist nicht das genetisch gespeicherte Programm, sondern das lebende System. Der Mensch, vor allem natürlich in diesem Fall der männliche Mensch, nämlich der Bogenschütze, hat durch die Fähigkeit zur Voraussage von spontanen Windänderungen über einen relativ langen Zeitraum einen enormen Überlebensvorteil gehabt. Er konnte erfolgreicher Wild erlegen und damit sich und seine Familie ernähren. Er war aber auch im Vorteil bei seiner Verteidigung und der seiner Familie, konnte Feinde besser erschießen.

Die Philosophie lebender Systeme legt den Schwerpunkt ihrer Evolutionstheorie nicht auf die "Mutation", sondern auf die Selektion. Die Selektion in der Evolution des Menschen hat solche Individuen bevorzugt, die besser mit dem Bogen schießen, die also, wenn es sie gibt, die Fähigkeit haben, Windänderungen mit Hilfe eines noch nicht erforschten Sensoriums vorherzuberechnen. Ich postuliere also eine derartige Fähigkeit, deren tatsächliche Existenz durch einen einfachen wissenschaftlichen Versuch verifiziert oder falsifiziert werden könnte:

durch den

Wettkampf eines Bogenschützen mit einer Pfeilabschussmaschine.

Rudi Zimmerman, März 2008

 

Nachdruck und Verbreitung, auch in Auszügen, mit welchen Medien auch immer, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags Philosophie des dritten Jahrtausends Gabbert, Spinozastr. 15, 12163 Berlin

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Rudi Zimmerman
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Das System Mensch.
Konstruktion und Kybernetik des neuen ganzen Menschen.
ISBN 3-00-012784-4

Die Datentransformation.
Das Individuum als selbstkopierender Datenträger und das Zeitalter des Systems Mensch.
ISBN 3-8311-1902-3

Philosophie lebender Systeme.
ISBN 3-00-004282-2
wird gerade überarbeitet und erscheint demnächst in 2. Auflage

Zivilisation als Fortsetzung der Evolution.
Die Entwicklung der Erdbevölkerung zum System Menschheit.
ISBN 978-3-00-024701-9

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